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12.05.17

Dumm muss nicht dumm handeln

Der Punkt ist mir das erste Mal aufgefallen, als ich die Old-School-RPG-Fibel redigiert habe. Zitat:

Das Können des Spielers wird zum Schutzengel des Charakters – nenne es das Glück des Charakters oder seine Intuition oder was auch immer dir passend erscheint, aber halte dich als Spieler nicht zurück, nur weil dein Charakter einen niedrigen Intelligenzwert besitzt. Rollenspiel ist Teil des Spiels, aber es ist kein Bündnis mit deinem Charakter zum Selbstmord.

Das trifft ein Problem, dem ich zwar schon häufiger über den Weg gelaufen bin, das ich mir aber noch nie richtig bewusst gemacht habe. Ich spiele keine dummen Charaktere - jedenfalls nicht lange. Ich habe das schon probiert: Mal den dummen Haudrauf spielen, stark aber geistig langsam. Das kann richtig Spaß machen. Aber nur für eine kurze Zeit. Ziemlich schnell stelle ich fest, dass sich so ein Charaktere aus vielen Bereichen des Spielabends ausschließt. Das mag für Spieler funktionieren, die sich gern zurücklehnen, dem Spektakel zugucken und sich nur einmischen, wenn es jemanden aufzumischen oder ein paar witzige Sprüche beizusteuern gibt. Für mich ist das nichts. Rätsel lösen, Pläne schmieden, Strategien entwickeln ... all die coolen Sachen, die ein Rollenspiel überhaupt erst interessant machen, darf ich nicht tun, wenn ich meinen dummen Charakter "richtig" spielen will.

Matt Finchs Old-School-Ansatz ergibt für mich mehr Sinn. Ein dummer Charakter kann Spaß in eine Runde bringen und ist entspannend zu spielen. Aber ich möchte nicht von der Hälfte des Spiels ausgeschlossen werden. Ich als Spieler kann ruhig mitplanen und miträtseln, wenn ich dann wieder meinen Charakter spiele, hat er eben Glück, eine gewisse Bauernschläue oder Erfahrungen, die bestimmte Überlegungen instinktiv kommen lassen.

"Aber was ist mit Immersion, mit Rollenspiel, Charakterdarstellung und Realismus?", rufen jetzt Einige. Diese verweise ich an meinen vorletzten Post.

4 Kommentare:

  1. Gute Beobachtung. Gerade der Vorwand zum Taschenlampen fallenlassen bei dummen Charakteren geht mir immer ziemlich auf den Sack ...

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    1. "Taschenlampenfallenlasser" ist zu einem Schimpfwort geworden. Es beschreibt Spieler, die in gefährlichen Situationen, z. B. in dunklen Kellern bei Horrorspielen, ihren Charakter "ausspielen" und dämliches Zeug machen mit der Ausrede: "Mein Charakter reagiert halt wie ein Mensch", und eben z. B. ihre Taschenlampe fallen lassen. Dann stehen u. U. alle im Dunkeln, die Gruppe oder ein anderer SC ist hin und der Spieler zuckt nur mit den Schultern.

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  2. Ja. Mein erster TPK begann ja damit, dass sich der Paladin in einen Opferschrein vor einer ihm unbekannten Statue niederkniete, von der die Gruppe wusste, dass derjenige, der den Tempel entweihte, in diesem Raum ist. Der Rest war einigermaßen entsetzt, aber da ist halt beim Spieler der Groschen nicht gefallen {insofern such kein Taschenlampen fallenlassen}. Es sei verziehen, weil es ein roßartiger Kampf war, der uns alle bis aufs Letzte forderte und jeder im Nachhinein die Möglichkeit erkannte, den Kampf doch für uns ausgehen zu lassen. Insofern: wertvolle Erfahrung.

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