„Im Jahr 1804 begeben sich Captain Meriwether Lewis und Second Lieutenant William Clark auf eine Expedition in die unerforschten Gebiete von Amerika.“ So beginnt der Klappentext von Manifest Destiny 1. Und so beginnt die Geschichte um zwei Freunde auf einem Schiff voller Verbrecher, die in eine unbekannte Wildnis aufbrechen, um dort Monster, Horror und Abenteuer zu finden
Die Geschichte der spannenden Expedition beruht auf Tatsachen. Es gab sie wirklich. Doch wie es scheint, wurden aus den offiziellen Berichten einige Begegnungen und Begebenheiten herausgehalten. Wir haben nun das Glück die komplette Geschichte in Form dieses Fantasy-Horror-Western-Comics zu erfahren.
Der Band benötigt nur wenige Seiten genügen, um dem Leser die Stimmung und den Hintergrund zu vermitteln. Die Zeichnungen unterstützen die Geschichte dabei hervorragend. Die kräftigen Farben und geschickt gewählten Perspektiven vermitteln mehr als es nur die Worte könnten – ganz so wie es sich für einen guten Comic gehört. Die Herangehensweise an die Erzählung erinnert an gute Hollywoodfilme. Die Strukturen kommen einem zwar bekannt vor, doch da die Geschichte die Klischees immer wieder geschickt aufbricht und die Strukturen gut einsetzt, stört das nicht im Mindesten.
Es ist die klassische Expeditionsgeschichte: Eine Gruppe von Leuten muss sich in einer fremden und gefährlichen Umgebung zurechtfinden. Die Gruppe ist ein gemischter Haufen. Die meisten sind Verbrecher und Halsabschneider, die sich mit der Expedition vom Gefängnis freikaufen wollen. Lewis und Clark scheinen die einzigen untadeligen Personen zu sein. Sie müssen die bunte Truppe unter Kontrolle halten, auch wenn Pläne von Meuterei geschmiedet werden und der psychische Druck nach und nach immer größer wird, wenn ein Mannschaftsmitglied nach dem nächsten stirbt. Zum Sterben gibt es eine Menge Gelegenheit. Zunächst begegnen sie einem Teil der namensgebenden Fauna, der ihnen nachstellt. Und wenn sie das scheinbar rettende Fort erreichen, das ihr Zwischenziel ist, lauert dort die nächste Gefahr. Die Flora, die sie dort bedroht, ist anders, als es die meisten Leser erwarten dürften.
Der Mix aus guten Charakteren (auch wenn ich Lewis und Clark aus irgendeinem Grund nicht auseinanderhalten kann), Konflikten innerhalb der Mannschaft und gefährlichen Begegnungen mit den Einwohnern eines riesigen fremden Landes ist unterhaltsam und jederzeit spannend. Die Gefahren, die von der Fremdartigkeit einer Welt ausgehen, die die Forscher das erste Mal betreten, sind anschaulich dargestellt. Nur die Auflösung der beiden Konfliktherde ist enttäuschend. Zum Glück, so viel kann ich jetzt schon verraten, setzt sich diese Tendenz nicht im zweiten Band fort.
Fazit: Eine Forschungsreise in den fremden, riesigen Kontinent Amerika, die zum reinen Überlebenskampf wird. Das bietet eine Menge Potenzial. Die Figuren sind gut, die Geschichte kurzweilig und gut erzählt, die Zeichnungen sind toll und passen zur Story – was will man mehr … Die Auflösung könnte etwas weniger abrupt sein, doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Wer spannende Abenteuercomics mit einem ordentlichen Schuss Horror und Phantastik mag, macht mit Manifest Destiny nichts falsch.
Manifest Destiny 1: Flora und Fauna
Comic
Chris Dingess, Matthew Roberts, Owen Gieni
Cross Cult 2016
ISBN: 978-3-86425-826-8
118 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 20,00
[Diese Rezi wurde für den Ringboten verfasst.]
Ich bin total begeistert. War so aufgepuscht und hab mir gleich "Black Powder, black magic" geholt, um zu gucken, wie die DCC auf Weird West umsetzen. Und dann selber ein Expeditionstrichter zu spielen ...
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