In „New Hong Kong Story“ spielt die Gruppe nicht nur Figuren in einem Abenteuer. Sie sind Schauspieler, die in einem Film mitspielen, in dem ein Abenteuer geschieht. Es handelt sich immer um Actionfilme. Coole Stunts, Martial Arts und langgezogene Actionszenen mit vielen Beteiligten, zerstörter Umgebung, dem Springen auf Dächer und viel Bewegung gehören immer dazu. Die Rollen mit ihren Fähigkeiten sind für den jeweiligen „Film“ (das Abenteuer) vorgegeben. Die Schauspieltruppe mit ihrem jeweiligen Können ist immer gleich und wird am Anfang gemeinsam erschaffen.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe an veröffentlichten Abenteuern für das Spiel. Alle zeichnen sich durch großartige Materialien aus, die neben dem reinen Abenteuertext geliefert werden. „Das Bündnis“ macht hier keine Ausnahme. Die Materialien machen die Abenteuer aus. Selbst wenn eine Story mal nicht so toll ist, kann man immer noch die günstigen und gut gestalteten Pläne, Karten, Fotos und Spielmarken verwenden. So auch in diesem Fall.
Zum Abenteuer gehört eine ganze kleine Tüte voll Zettelchen und Karten: 5 A3-Spielpläne für die Actionszenen, eine Übersichtskarte der Region, ein Filmplakat, Tokens für die Figuren und einige für Dinge an den Sets, gezeichnete Polaroidfotos von Nicht-Schauspieler-Charakteren, Charakterbögen für die Filmrollen und sogar ein kleines Tütchen für die ausgeschnittenen Tokens. Besonders die Spielpläne sind ein Highlight. Sie sind schön gezeichnet und stimmungsvoll und in anderen Abenteuern wiederverwendbar. Die Polaroidfotos sind auch immer toll. Es ist immer gut, wenn die Gruppe „sieht“, mit wem sie es zu tun hat. Eine Handvoll Spielkarten ist ebenfalls beigelegt. Vier davon beschreiben die Regeln von speziellen Martial-Arts-Moves, die im Spiel vorkommen. Spannender noch sind sechs Karten, die Motivationen für die Rollen liefern. Die Spielleitung verteilt sie an die Spielerinnen und Spieler, was diesen sagt, ob sie aus z. B. „Kaisertreue“, „Mitgefühl“ oder „Freundschaft“ heraus handeln.
Der Abenteuertext wird als 30-seitiges Heft mit Klammerheftung in Größe eine VHS-Kassette geliefert. Es wird als Kurzfilm angekündigt und ist auch wirklich nicht lang. Die Tochter eines reichen Mannes soll mit dem Sohn des Kaisers verheiratet werden und ein Konkurrent hat etwas dagegen. Nach einem Mordanschlag auf die Tochter sollen die Charaktere sie in den Palast begleiten.
Die Reise bildet die Handlung des Abenteuers. Die Szenen selbst – ein Überfall, eine eigenartige Straßensperre, ein Mordanschlag, … – sind kurz beschrieben und mit erzählerischen Details gefüllt. Man sollte das Genre kennen und mögen (oder zumindest sollte die Spielleitung gut darin sein, die Abschnitte entsprechend in Szene zu setzen). Hier geht es nicht immer um Action, sondern auch um Charakterdarstellung und das Ausgestalten von Szenen. Was langweilig sein könnte, wird aber immer wieder aufgebrochen. Zum einen befindet sich bei jeder Szene eine kleine Spiegelstrichliste mit kurzen Ereignissen, die in die Szenen eingestreut werden können. Die Motivationskarten sind ein weiterer Punkt, denn die Motivationen sind teilweise gegensätzlich und bieten Konfliktpotenzial innerhalb der Gruppe.
Allzu tiefgründig wird es nicht, wir benötigen ja auch noch genug Raum für ein paar ordentliche Actionszenen. Hat die Gruppe aber Spaß daran, einen solchen Film nicht nur mit Würfelwürfen, sondern auch mit ein wenig Charakterdarstellung zu erleben, ist alles vorhanden, was man braucht. Die Spielleitung sollte allerdings flexibel sein. Ein reines „Abarbeiten“ der gelieferten Szenen könnte schnell langweilig werden. Ein gutes Gespür für die Stimmung am Tisch ist Voraussetzung für ein Gelingen des Abenteuers.
Fazit: „Das Bündnis“ ist ein kurzes, gradliniges Abenteuer, in dem sich Charakterdarstellung, Action und die eine oder andere geheimnisvolle Szene abwechseln. Das mitgelieferte Material ist wieder einmal hervorragend.
[Die Rezension wurde für den Ringboten erstellt. Der Verlag stellte mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung.]
Abenteuer
Christian Blaßmann, Hartmut Schoormann
Black Mask 2023
ISBN: keine
30 S., Klammerheftung, deutsch
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