Das vorliegende Setting-Buch beschreibt die interessante Welt von „Equinox“. Es ist eine ungewöhnliche Welt, die Dämonen, fremde Welten und mystische Kräfte mit Science Fiction, Raumschiffen und zerstörte Planeten auf gekonnte Weise miteinander verbindet.
Wie in der Besprechung vom Regel-Handbuch bereits erklärt, wird „Equinox“ an manchen Stellen als dritter Teil der losen Reihe von „Earthdawn“ und „Shadowrun“ gehandelt. Ich fand den Zusammenhang zwischen diesen beiden Spielen bisher als eher dünn, aber mit „Equinox“ als verbindendem Element werden die Ähnlichkeiten deutlicher. Alle Planeten machen mystische Zyklen durch, in denen die mystische Energie zu- und wieder abnimmt. Mithilfe dieser Energie kann die Menschheit in den Astralraum vordringen und ihn als Abkürzung zu fremdem Welten nutzen.
So toll die Entdeckung des Astralraums auch war, die Reise hindurch ist gefährlich – nicht zuletzt, weil man so in Dimensionen mit Wesen eindringt, die sich von den Seelen der Menschen ernähren. Passenderweise nennt man diese Wesen Dämonen. Die Dämonen waren schlauer als zunächst angenommen und unterwanderten die Verteidigung der Menschheit. Nun ist die Erde zerstört und die Mystiker, die vor langer Zeit die einzigen waren, die den Astralraum bereisen konnten, müssen sich der galaxisweiten Regierung des Konsortiums unterwerfen oder ihr Dasein als gejagte Rebellen fristen. Viele dieser so genannten Vaganten stellen sich der Unterdrückerregierung des Konsortiums entgegen.
Die Spielercharaktere gehören den Vaganten an. Damit stehen ihnen unendliche Weiten an Action und Abenteuer offen. Sie kämpfen gegen die Unterdrücker, gegen Dämonen und manchmal einfach um das blanke Überleben. Da sie alle Mystiker sind, verfügen sie über mehr Macht als der durchschnittliche Mensch, vielleicht nicht auf Superheldenniveau, aber nah dran.
Das Buch beginnt mit der Geschichte der Menschheit von den ersten Versuchen des interstellaren Reisens bis zum Jahr 508 nach der Gründung des Konsortiums. Generell finde ich solche geschichtlichen Abrisse von Settingbüchern eher langweilig, doch dieser hier ist gut gestaltet. Der Text vermittelt neben den angestrebten Überblick auch gleich ein paar Abenteuerideen und ist ganz generell unterhaltsam geschrieben. Immer wieder wird der normale Fließtext von Kommentaren von Lesern durchbrochen, die eine Tatsache erläutern oder ergänzen. Diese Kommentare ziehen sich durch das gesamte Buch und lockern die Texte jederzeit auf.
Das darauf folgende „Vaganten-Handbuch“ fällt dagegen etwas ab. Es ist aus der Sicht eines Vaganten geschrieben, der Tipps für seine zukünftigen Weggenossen sammelt. Solche In-Game-Texte sind einfach schwer zu schreiben. In den meisten Fällen – und so auch hier – sind sie nicht so unterhaltsam wie angestrebt und zu lang für die vermittelte Information. Dennoch vermittelt das Kapitel sowohl für Spieler als auch Spielleiter, was sie in Abenteuern im Equinox-Universum erwartet. Das Buch greift in anderen Kapiteln ebenfalls auf In-Game-Texte zurück. Auch wenn mir das persönlich nicht so gut gefällt, stehen die Informationen immer genug für sich allein, dass das Buch gut bleibt.
Die weiteren Kapitel beschäftigen sich mit jeweils einem wichtigen Teilbereich dieser Welt. Es gibt Subspezies, denn die Menschen haben sich in den unterschiedlichen mystischen Feldern der verschiedenen Planeten unterschiedlich entwickelt. Sie bilden die „Fantasyrassen“, die jedes Rollenspiel benötigt. Die mystischen Energien und magischen Gesetze erhalten ein eigenes Kapitel, ebenso der Astralraum und die verschiedenen mystischen Pfade, die Vaganten verfolgen können. Das folgende Kapitel beschreibt die Dimtech. Sie verbindet Magie mit Technik und liefert damit die magischen Gegenstände der Fantasy, nur das sie in „Equinox“ weiter verbreitet ist und kommerziell genutzt wird. Ein langes Kapitel über Ausrüstung darf besonders in einem Sci-Fi-Rollenspiel natürlich nicht fehlen, ebensowenig eines über Monster. Das Sol-System erhält ein eigenes Kapitel. Abgeschlossen wird das Buch mit einem Blick auf die Dämonen und einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man eigene Schauplätze und Abenteuer entwirft.
Das sind eine Menge Informationen (wie es sich für ein Buch von 250 Seiten gehört) und sie vermitteln dem Leser anschaulich dieses spannende Universum voller Abenteuer. Aufmachung und Layout des Buches sind in der gleichen Qualität wie das Regel-Handbuch. Es ist quadratisch, ein ungewöhnliches aber angenehmes Format. Die Bebilderung ist eher sparsam, was aber nicht stört, weil das Layout vorbildlich gestaltet ist. Das Buch sieht einfach toll aus.
Fazit: „Equinox“ verbindet geschickt Science Fiction mit Fantasy, großen magischen Kräften und Dämonen. Die Welt ist durchweg spannend und eine tolle Grundlage für viele aufregende Abenteuer. Das Buch ist gut gestaltet und übersichtlich aufgebaut. Mir hat es gut gefallen.
Equinox Setting-Handbuch
Quellenbuch
Eike-Christian Bertram, Chad Booth, Carsten Damm, Lars Heitmann, Angus McNicholl, Jason U. Wallace, Hank Woon
Uhrwerk Verlag 2016
ISBN: 978-3-95867-061-7
252 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 34,95
[Diese Rezension wurde für den Ringboten erstellt.]
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