25.09.23

[Rezi] Forbidden Lands – Book of Beasts


Das „Book of Beasts“ ist ein neuer Quellenband für das Hexcrawl- und Fantasyrollenspiel „Forbidden Lands“ vom schwedischen Verlag Free League. Neben vielen neuen Monstern bietet es Tabellen mit Zufallsbegegnungen und anderen Informationen für die Spielleitung und ein Kapitel mit Solo-Regeln. Eine bunte Mischung …

Viele Fantasyrollenspiele erscheinen im Dreiklang: Buch für die Spielgruppe, SL-Buch und Monster-Buch. Das SL-Buch von „Forbidden Lands“ enthält bereits Monster, was das dritte Buch eigentlich unnötig macht. Aber zusätzliche Monster bereichern fast jedes Rollenspiel und so dürfte der vorliegende Band für viele eine willkommene Ergänzung sein. 

Das „Book of Beasts“ bietet dabei eine eigenartige Mischung aus inspirativen Tabellen und eben jenen auf dem Cover genannten Bestien. Optisch fügt es sich in die Reihe der Grundbücher ein. Ein blauer Kunstledereinband mit Goldprägung umschließt das voluminöse, nicht reinweiße Papier und vermittelt bereits auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Das Vorsatzpapier ziert eine hervorragende Zeichnung von den Überresten einer offenbar verlustreichen Schlacht gegen ein drachenartiges Monster. Die Zeichnungen der vielen neuen Monster sind großartige Schwarzweißbilder, bei denen ich häufig den Drang habe, sie anderen zeigen zu wollen – was am Spieltisch vermutlich auch geschehen wird.

Die ersten zwei Drittel des Buches werden von 28 neuen Monstern eingenommen. Jedes wird auf vier Seiten beschrieben – zwei Seiten je Monster mehr als im SL-Buch. Die erste Doppelseite enthält eine große Zeichnung, einen Kastentext mit der Legende des Wesens (am Ende des Buches noch einmal wiederholt, um den Text als Handout benutzen zu können), eine kurze und prägnante Beschreibung und eine kurze Tabelle mit Infos, die über Lore-Proben herausgefunden werden können. Auf der zweiten Doppelseite sind ein bis zwei Zufallsbegegnungen mit dem Wesen, die Spielwerte, die übliche W6-Tabelle mit den Angriffen und ein Absatz über die sich bietenden Ressourcen. 

Neu im Vergleich zum SL-Buch ist die Legende, die ein nützliches Werkzeug für die Spielleitung darstellt. Es ist eine Beschreibung des Monsters, wie man sie in Wirthäusern und auf Marktplätzen hören könnte. Die Zufallsbegegnungen sind ebenfalls neu. Sie bieten jeweils eine spannende Situation, die in den meisten Fällen ohne Anpassung ins Spiel gebracht werden kann. Zufallsbegegnungen müssen nicht langweilig sein, wie man hier gut sieht. Der Abschnitt über die Ressourcen ist ebenfalls erwähnenswert. Er beschreibt, was die SC mit den Kadavern erschlagener Monster anfangen können. Die Essenz eines Giant Spectres enthält beispielsweise Sternenstaub, der für magische Gegenstände genutzt werden kann.

Die Beschreibungen sind nicht nur sehr nützlich am Spieltisch, sie lesen sich auch gut und sind kurz genug, dass man sie zur Not während des Spiels überfliegen kann. Die Zeichnungen ergänzen die Informationen hervorragend. Das Konzept geht auf und macht das „Book of Beasts“ zu einem der besseren Monsterbücher im Meer gleichartiger Werke. Die Wesen sind übrigens so konzipiert, dass sie in allen drei bisher vorliegenden Kampagnen eingesetzt werden können.

Aber damit habe ich ein Drittel des Buches noch gar nicht erwähnt. Auf 20 Seiten gibt es weitere Zufallsbegegnungen, die nicht an spezifische Monster gebunden sind. Insgesamt sind es 36 Stück mit unterschiedlich langen Beschreibungen. Manche von ihnen münden in Kämpfe, aber nicht alle. Manchmal finden die SC nur eine neue Inforation über das Land, können sich vielleicht einen kleinen Vorteil erarbeiten oder erleiden einen Nachteil. Immer gibt es etwas zu gewinnen oder zu verlieren, selbst wenn es nur eine kleine neue Information über die Landschaft der verbotenen Lande ist. Die Begegnungen sind naturgemäß kurz und nicht sehr tiefgründig. Aber schon beim Lesen machen sie Spaß und als Ergänzung dürften die meisten von ihnen gut funktionieren. Sie sind für das Ravenland konzipiert, also das Land der ersten der bisher erschienenen Kampagnen. Eine Konvertierung für andere Länder dürfte aber nicht allzu schwierig sein.

Der nächste Abschnitt bietet Zufallstabellen für die Spielleitung: Fallen, Wetter, Bücher, Festungen, Artefakte u. a. Die Tabellen wurden konzipiert, um der SL dabei zu helfen zu improvisieren und spontan die Welt um verschiedene Details zu ergänzen, sollte dies nötig werden. In einem Hexcrawl-Spiel wie „Forbidden Lands“ dürfte ein solcher Moment nicht lange auf sich warten lassen. Bei Lesen wirken die Tabellen ausgereift und nützlich – ein Test in der Praxis steht allerdings noch aus.

Abschluss des Buches bilden die Soloregeln. Alle notwendigen Ergänzungen, um allein auf Abenteuer zu gehen, befinden sich auf den wenigen Seiten. Die anderen Bücher werden aber für weitere Tabellen, Wesen und Karten zusätzlich benötigt. „Forbidden Lands“ bietet sich für ein Solospiel an, diese Ergänzung ist also sehr willkommen. Ich würde ein solches Kapitel normalerweise nicht in einem Buch mit Monstern vermuten, da jedoch weitere Tabellen und Zufallsbegegnungen enthalten sind, passt es schlussendlich doch gut hinein.

Der Uhrwerk-Verlag hat übrigens erfolgreich ein Crowdfunding der Übersetzung des Buches abgeschlossen (Stand September 2023). Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis es auch auf Deutsch erscheint.

Fazit: Das „Book of Beasts” ist mehr als ein reines Monsterbuch. Es bietet neben der gelungenen Beschreibung von neuen gefährlichen Wesen für „Forbidden Lands“ verschiedene Zufallstabellen mit nützlichen Informationen wie z. B. 36 gut gestalteten Zufallsbegegnungen. Zusätzlich ist ein kurzes Kapitel mit Soloregeln enthalten. Es ist ein gelungenes Buch. 

Forbidden Lands – Book of Beasts
Quellenbuch
Andreas Marklund, Matt Kay, Mattias Lilja, Erik Granström, Christian Granath, Nils Karlén
Free League 2023
ISBN: 978-91-89143-64-7
192 S., Hardcover, englisch
Preis: ca. 33,50 EUR

[Die Rezension wurde für den Ringboten erstellt.]