27.06.16

[Rezi] The Shaolin Cowboy - Shemp Buffet


Der Klappentext von „The Shaolin Cowboy - Shemp Buffet“ verspricht endlose Zombie-Action voller Verrücktheit. Das klingt doch eigentlich ganz nett. Was ich allerdings erhielt, überraschte mich etwas.

Was bisher geschah … Diese Worte stehen am Anfang von zwei mit mikroskopisch kleiner Schrift beschriebenen Seiten. Dort erfahren wir, dass der titelgebende Shaolin Cowboy sein Kloster verlassen musste, weil jemand, der ihm Böses wollte, Chicken Nuggets auf seine Pritsche geschmuggelt hatte. Der Cowboy kann zwar das Komplott stoppen, bei dem Hähnchenprodukte an willensschwache, eigentlich vegetarisch lebende Shaolinmönche verkauft wurden, bleibt aber dennoch ausgestoßen. Er zieht in die Welt, um sie mit seinem herausragenden Kung Fu zu verbessern. Zeit vergeht, Dinge geschehen. Sehr viel später wird er von einer riesigen Kreatur verschluckt, kann sich aber befreien, durch mehrere Höllenkreise kämpfen und schließlich wieder an die Erdoberfläche graben - verfolgt von einer Armee von Toten. Da beginnt das „Shemp Buffet“.

So absurd die Geschichte bisher klingt (ich habe viel weggelassen), so absurd wird auch der Comic, wenn auch auf völlig andere Weise. Der Cowboy erreicht die Erdoberfläche, wenig später gefolgt von den Toten. Zuerst läuft er weg, doch findet dann einen hier nicht genannten Grund (ich will nicht alles vom wenigen Inhalt verraten), um gegen die Horde anzutreten. Was folgt ist ein völlig inhaltsloses Zombiegemetzel. Panel reiht sich an Panel, in dem der Cowboy seine Kettensägen schwingt und Zombies in handliche Teile zerhackt. So etwas wie Handlung sucht man vergebens.

Man muss die Absurdität einer solchen Geschichte zu würdigen wissen, will man Spaß an dem Band haben. Die Zeichnungen sind großartig, keine Frage. Als Bildband könnte ich mir das Buch gut vorstellen, vielleicht auch als „Coffee Table Book“ oder „Conversation Starter“. Was die Geschichte angeht, forschte ich ein wenig nach, um herauszufinden, was das Ganze soll. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der vorliegende Band die Übersetzung von vier Einzelbänden, die 2013 bis 2014 von Dark Horse Comics herausgegeben wurden. Davor gab es sieben Einzelbände verlegt von Burlyman Entertainment (2004 bis 2007). Ich vermute, die Zusammenfassung im „Was bisher geschah …“-Text beschreibt die Handlung dieser ersten sieben Bände. Im Zuge dieser Entwicklung scheint das „Shemp Buffet“ einfach der Höhepunkt einer Aneinanderreihung von absurder Action zu sein – ein blutig roter Stinkefinger in Richtung der klassischen „Story“ von einem Autoren und Zeichner, der als Enfant Terrible der Comicszene bezeichnet wird. Ich kann hier nur raten, aber von solch einer Warte aus betrachtet funktioniert das „Shemp Buffet“ immerhin. Comic-Fans mit entsprechender Vorbildung und passenden Vorlieben werden sicherlich ihren Spaß an dem wie immer stabil produzierten Hardcoverband haben, mich lässt er allerdings Kopf kratzend zurück.

Fazit: Eigentlich liefert der Band, was er verspricht: In wirklich tollen Bildern metzelt sich der Shaolin Cowboy durch wahre Horden von Zombies. Es ist absurde Action auf die Spitze getrieben. Nur Handlung sucht man vergebens.

The Shaolin Cowbow - Shemp Buffet
Comic
Geof Darrow, Dave Stewart
Cross Cult 2016
ISBN: 978-3-86425-838-1
136 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 25,00

[Diese Rezi wurde für den Ringboten geschrieben.]

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